Krankheitsbild

Multiple Sklerose

Die MS (Multiple Sklerose) ist die häufigste neurologische Erkrankung, die im jungen Erwachsenenalter zu bleibender Behinderung und vorzeitiger Berentung führt. Es handelt sich um eine immunvermittelte chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems, die durch die Veränderung von Gewebe in unterschiedlicher Ausprägung zu Demyelinisierung (Entmarkung/Schädigung der Myelins, welches die Nervenfasern umgibt) und axonalem Schaden (Beschädigung oder Zerstörung der Nervenfasern/Axonen) führt.

Multiple Sklerose

Klassifikation
Man unterscheidet verschiedene Stadien und Verläufe der MS:

  • das klinisch isolierte Syndrom (KIS) ,
  • die schubförmige („relapsing-remitting“, RRMS),
  • die sekundär progrediente (SPMS) und
  • die primär progrediente (PPMS) Verlaufsform.

Klinisch beginnt die MS bei über 80 % der Patienten mit einem schubförmigen Verlauf. Häufige Frühsymptome sind Gefühlsstörungen, eine Gangstörung mit häufig belastungsabhängiger Schwäche der Beine und Gangunsicherheit sowie eine einseitige Sehstörung auf Grund einer Entzündung des Sehnerven (Optikusneuritis).

Bei den meisten Patienten bilden sich die Symptome eines Schubes innerhalb von 6–8 Wochen zurück. Beim natürlichen Verlauf der unbehandelten Erkrankung liegt die Schubrate initial bei ca. 1,8 Schüben pro Jahr und nimmt dann in den Folgejahren kontinuierlich ab.

Diagnostik

Die klassische Diagnose einer MS stützt sich auf die Anamnese (Hinweise für bereits früher stattgefundene neurologische Ereignisse mit Schubcharakter), die Objektivierung klinisch neurologischer Ausfälle, die eine zentralnervöse Störung anzeigen, sowie den klinischen oder paraklinischen Nachweis einer zeitlichen und örtlichen Dissemination bei Ausschluss anderer Ursachen.

Definition eines Schubes

Neue oder eine Reaktivierung bereits zuvor aufgetretener klinischer Ausfälle und Symptome, die subjektiv berichtet oder durch die Untersuchung objektiviert werden können und

  • mindestens 24 Stunden anhalten,
  • mit einem Zeitintervall von = 30 Tagen zum Beginn vorausgegangener Schübe

auftreten und

  • nicht durch Änderungen der Körpertemperatur (Uhthoff-Phänomen) oder im

Rahmen von Infektionen erklärbar sind.

Nach neuesten, international anerkannten Kriterien kann die Diagnose einer MS nunmehr bereits gestellt werden, wenn nach einem ersten Krankheitsschub klinisch nachweisbare Auffälligkeiten in mindestens einem Funktionssystem bzw. durch Untersuchung der visuell evozierten Potenziale (VEP) vorliegen und sich zusätzlich 2 oder mehr charakteristische Läsionen in der initialen MRT finden.

Prognistisch eher günstige FaktorenPrognostisch eher ungünstige Faktoren
monosymptomatischer Beginnpolysymptomatischer Beginn
nur sensible Symptomefrüh motorische und zerebelläre Symptome
kurze Dauer der Schubelang dauernde Schübe
gute Rückbildung der Schübeschlechte Rückbildung der Schübe
erhaltene Gehfähigkeitinitial zahlreiche Läsionen in der MRT
Erkrankungsbeginn < 35. Lebensjahrfrüh pathologische SEP und MEP

Therapie

In den letzten beiden Jahrzehnten ist die Zahl verfügbarer Immuntherapien auf der Basis kontrollierter Studien sprunghaft gestiegen; die symptomatische Therapie beruht oft auf niedrigeren Evidenzgraden, da die Therapeutika meist noch aus den 70er und 80er Jahren stammen.

Heute wird die multiple Sklerose nach einer Stufentherapie behandelt. Folgende Medikamente stehen zur Verfügung: Methylprednisolon, Glatirameracetat, Interferrone, Alemtuzumab, Fingolimod, Natalizumab, Dimethylfumarat, Teriflunomid, Mitoxantron, Cyclophosphamid, Azatioprin, Plasmaseparation…

Neben den herkömmlichen Therapien setzen wir zur Behandlung der Spastik, Muskelschwäche, Schmerzen und Sensibilitätsstörungen die Therapie der rTMS und fMS ein und können hiermit gute Behandlungserfolge erzielen.